Andrew Robert Rector, 26, wohnhaft im New Yorker Stadtteil Bronx und dort angestellt bei einer Leasingfirma, gelüstete es am zweiten Sonntag im April nach einem Sportereignis. Er hatte seit Tagen schon einen Besuch im Stadion geplant, wo die New York Yankees an jenem Tag gegen die Red Sox aus Boston antraten.
Beide Teams spielen Baseball, einen amerikanischen Sport, bei dem ein Mann in einem Operettenkostüm auf einem winzigen Hügel steht und einen Ball auf einen 18 Meter entfernten Mannschaftskollegen wirft, der dort kauert, als drücke er gerade auf einem prähistorischen Klo ab. Um zu verhindern, dass der Kauernde den Ball fängt, schwingt ein Spieler des gegnerischen Teams einen Prügel direkt vor der Latrine und versucht, den Ball ins Feld zu dreschen. Dort lauern etliche andere Spieler, die den Ball ebenfalls fangen wollen.
Herr Rector begab sich jedenfalls ins Stadion, wo sein Blutdruck mangels Action stark absank, derweil sich sowohl Testosteron als auch Adrenalin auf gefährlich niedrigem Niveau einpegelten. Auf dem Spielfeld wurden Prügel geschwungen und Bälle geworfen, nichts aber belebte Herrn Rectors erschlaffte Sinne, worauf er prompt einschlief. Kaum aber war er entschlummert, schwenkten die Kameras im Stadion auf ihn und führten den Schlafenden einem Massenpublikum vor.
Vorletzte Woche schlug Herr Rector zurück und verklagte die Red Sox wie die Yankees, die Liga, die Kommentatoren und den TV-Sender wegen «eines endlosen verbalen Kreuzzugs» auf zehn Millionen Dollar. Seinem Mandanten sei schwerer emotionaler Schaden entstanden, weil sein Nickerchen im Stadion durch Hunderttausende amerikanische Wohnzimmer geflimmert sei, behauptete Herrn Rectors Anwalt, ein gewisser Valentine Okwara.
TagesAnzeiger/Zürich