Der höchste Slum der Welt wird geräumt
Er gilt gleichermassen als Symbol für kapitalistischen Grössenwahn wie für das Scheitern des venezolanischen Sozialismus, aber auch als Beispiel für Organisationstalent und Solidarität unter den Armen. Man nennt ihn den höchsten Slum der Erde oder vertikales Elendsviertel: Der Torre de David in Caracas ist ein halb fertiger, aus drei Türmen bestehender Hochhauskomplex, den seit 2007 Hunderte obdachloser Familien besetzt halten. Benannt ist er nach dem venezolanisch-amerikanischen Finanzmagnaten David Brillembourg. Der Bau, dessen höchster Turm 45 Stockwerke zählt, hätte zum Kern einer venezolanischen Wallstreet werden sollen, doch starb sein Initiator 1993. Die Finanz- und Wirtschaftskrise, die im folgenden Jahr ausbrach, liess das glamouröse Projekt als Ruine zurück. Diese Woche verkündete Ernesto Villegas, Minister für die Erneuerung von Caracas, dass das Gebäude geräumt werde und seine rund 4000 Bewohner in eine Sozialsiedlung südlich der Hauptstadt umzögen. Bis Sonntag sollen 156 von insgesamt mehr als 1000 Familien den Turm verlassen. Die Regierung betont, es handle sich nicht um eine Zwangsumsiedlung, sondern um eine humanitäre Aktion, die mit den Bewohnern abgesprochen sei. Lokalen Journalisten zufolge sind jedoch nicht alle Besetzer damit einverstanden, künftig 75 Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt entfernt zu leben.
Ricotimi - 24. Jul, 10:10