Berlin
Woher manche Leute ihr Selbstbewusstsein nehmen, ist das bis jetzt immer noch ungelüftete Geheimnis von Fatima. Zum Beispiel Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin. Wobei allein schon das Epitheton «regierend» einen ziemlichen Euphemismus darstellt. Die Sexiness der Reichshauptstadt, für die Wowereit einsteht, symbolisiert sich u. a. darin, dass sogenannte Gehwegschäden durch städtische Beamte durch Schilder mit der Aufschrift «Gehwegschäden» markiert werden. Ein Phänomen, das Touristen aus aller Welt anlockt, denn so etwas haben sie nirgends sonst gesehen. Sogar das Genre des Berlin-Romans hat dank der Gehwegschäden wieder döblinsche Höhen erklommen. Noch spektakulärer als die Gehwegschäden ist indessen ein anderer Dauerschaden der Berliner Bausubstanz, der einfach nicht weggehen will. Die Rede ist natürlich vom neuen Berliner Flughafen «Willy Brandt», dessen Aufsichtsratsvorsitzender er (wieder) ist. Nachdem schon vier Eröffnungstermine des Airports geplatzt sind, hat Wowereit entschieden, auf weitere Terminvorgaben zu verzichten: «Es gibt da auch keinen absoluten Zeitdruck in Richtung eines konkreten Termins.» Oder wie die Berliner zu sagen pflegen: «Nume nid gschprängt.» Und das ist auch gut so, wie Wowereit zu sagen pflegt.
Heute Morgen, Peter Schneider, in der SonntagsZeitung / Zürich gelesen
Heute Morgen, Peter Schneider, in der SonntagsZeitung / Zürich gelesen
Ricotimi - 5. Jan, 10:48