«Der schlauste Hase der Welt» - Neukölln erlebt am Sonntag die dritte Auflage der nicht ganz ernst gemeinten «Pet Parade»
Die kleine Lou aus Spandau hat am Sonntag ihren Namen etwas verändert: Verkleidet als Bär Balou aus dem Dschungelbuch marschiert sie zwischen fast 50 echten Tieren und ebenso vielen Plüschgefährten auf der Pet Parade rund um den Neuköllner Körnerpark. Die «Demonstration der Haustiere» findet seit 2006 statt.
Als Erfinder des nicht ganz ernst gemeinten Aufzuges dürfen sich Noël O'Callaghan und dougfender bezeichnen. Die beiden irischstämmigen Künstler erfanden das Fest nach eigenen Angaben vor drei Jahren. «Das war damals noch eine Spaßidee», erzählt dougfender, während er sein mit einem überdimensionalen Plüsch-Simba aus König der Löwen und mit dem Kuscheltier Jonny the Camel beladenes Fahrrad schiebt. «Wir sind davon ausgegangen, dass Haustiere das Kommunikationsmittel unter den Nachbarn sind.» Menschen würden über ihre Lieblinge viel schneller zueinander finden.
Lou Ocèane im Balou-Kostüm kann das nur bestätigen. Ihre Eltern sind nämlich extra wegen der Parade aus Spandau zu Neuköllner Freunden gefahren. Diese wiederum haben den vierjährigen Friedrich und den drei Jahre alten Konrad im Schlepptau. Zwischendrin Familienhund Mickey. Konrad berichtet aufgeregt von der echten Ziege und dem lebendigen Esel, die die Parade anführen.
Ziemlich aufgeregt zeigen sich auch vier Zwergpinscher. Maja von Engelsfels, Tochter Orion, Obelix und Olympia sind mit Frauchen Kristine Reese aus Schöneberg hergekommen. Die wasserstoffblonde Züchterin im 80er-Jahre-Look findet die Parade einfach nur «schön». Zwar sind ihrer Meinung nach zu wenig Hunde dabei, aber sie hat getan, was sie konnte. Ganz vorn in der Parade laufe ihr Mann, der weitere drei Pinscher führe, darunter Papa und Onkel von Nachwuchs-Pinscher Olympia.
Kaum größer als jeder einzelne der sieben Schöneberger Pinscher, aber dafür nach Meinung mancher Teilnehmer viel unansehnlicher ist Pingpong. Der chinesische Schopfhund kommt fast nackt daher. Sein nicht endendes Zittern erklärt Herrchen Gerd als «natürlichen Aufwärmprozess». Wie der Name schon sagt, hat der Hund nur Haare auf dem Schopf. Gerd selbst trägt auf dem Kopf ein Piratentuch. Er stutzt, als ein Schrank von einem Mann in Zuhälterkluft seinen Kampfhund an Pingpong schnuppern lässt. Umgehend ist die Polizei zur Stelle und verwarnt den Kampfhundehalter - immerhin trägt sein Haustier keinen Maulkorb.
Unterdessen ist der fast 100 Meter lange Tross einmal ums Karree gezogen und am Körnerpark angelangt. Unter den Blicken staunender Park-Besucher schieben sich Hund und Katz und Kuscheltiere vor eine eigens errichtete Bühne. Ein menschengroßer Kostümhase springt aufgeregt herum. Er hält eine Handtasche im Arm, auf dem Rücken verkündet ein gestickter Schriftzug «Der schlauste Hase der Welt». Auch Ali rennt aufgeregt umher. Der 13-Jährige hält eine Heuschrecke in der Hand, die ihm eine Teilnehmerin namens Pet-Parade-Patty schenkte.
Nun dürfen alle Anwesenden auf die Bühne und ihr Haustier vorstellen. Um Verständigungsschwierigkeiten vorzubeugen, haben dougfender und Noël O'Callaghan einen «Tierdolmetscher» engagiert. «Als absoluten und mit einem mit angeekelten Iiiihhh kommentierten Höhepunkt des Tages gibt es den Paradekuchen in Form eines Hundehaufens», erzählt dougfender und ergänzt grinsend: «Natürlich essbar.» Die vierte Parade mit dem Untertitel «Fête des Bêtes» (Fest der Biester) ist bereits geplant. «Wenn die Leute es wollen», sagt dougfender. www.berlinonline.de
Mehr Bilder und Videos von der Pet Parade 2008 gibt es hier.
Eine "Schrankwand" von Mann war nicht vor Ort und mein Artgenosse, der chinesische Schopfhund zittert eigentlich nie, außer wenn ein Journalist im Spiel ist. Wuff!
zebu - 22. Sep, 01:24