Stadthotel für Wildbienen
Wildbienen durch ihre Lieblingspflanzen auf den Balkon zu locken, ist die eine Möglichkeit, sie zu beobachten. Eine andere ist, den Pollensammlern eine Nistmöglichkeit zu bieten. «Ein Bienenhotel ist ganz einfach zu bauen», erklärt Orietta Burkhardt vom WWF Zürich. Die Wildbienen leben im Gegensatz zu ihren Verwandten, den Honigbienen, nicht in Staaten.
In der Schweiz leben rund 580 Wildbienenarten, die zum Teil stark bedroht sind. Fast ein Drittel der Arten hat sich spezialisiert, das heisst, sie sammeln die Pollen ausschliesslich von Pflanzen einer einzigen Gattung oder Familie. Mit den Pollen füttern sie ihre Larven. Der Bienenexperte Andreas Müller von der ETH Zürich fand heraus, dass zum Beispiel die Scherenbiene für die Aufzucht einer einzigen Larve die gesamten Pollen von etwa 40 Rundblättrigen Glockenblumen benötigt. Die Einzelgänger legen ihre Eier in Löcher auf kiesig-sandigen Flächen oder in Mauerritzen. Deshalb kann als Nisthilfe ein Holzstück mit gebohrten Löchern dienen. «Allerdings müssen die Löcher glatt geschmirgelt sein», sagte Burkhardt. Sonst gehen die Bienen nicht hinein. Wichtig sei, für einen Regenschutz zu sorgen und die Nistmöglichkeit in die Anflugrichtung südwest bis südost auszurichten.
Dass Wildbienen tatsächlich auf den Balkon kommen, bestätigte ein Kursteilnehmer aus Zürich, der ein solches «Bienenhotel » besitzt. Die Nisthilfe sei schnell bezogen worden, und die Insekten seien angenehme Mitbewohner: «Die Tiere fliegen nicht auf den Teller, wenn man auf dem Balkon isst.» Am meisten begeisterte es ihn, wenn die Bienen morgens ihre Köpfe aus den Löchern steckten. (afo)
TagesAnzeiger/Zürich 3.5.08
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Ricotimi - 3. Mai, 10:45