Asylsuchende in Graubünden
Chur. – Die Bündner Regierung muss nicht dafür sorgen, dass der Kanton zur bärenfreien Zone wird. Der Grosse Rat lehnte gestern einen entsprechenden Vorstoss nach hochemotionaler Debatte mit 82 zu 26 Stimmen ab. Verbal heftig unter Beschuss genommen wurde der im Albulatal lebende Problembär «JJ3», der sich wiederholt in bewohnten Gebieten aufhielt und in Mülltonnen wühlte. Sein ebenfalls im Juni eingewanderter Halbbruder «MJ4» im Engadin dagegen war wegen seines unauffälligen Verhaltens kein Thema. Zu Wort meldeten sich fast nur Vertreter der Landwirtschaft und des Tourismus, laut denen es in Graubünden keinen Platz für Bären gibt. Die Regierung müsse die Berner Konvention, die den Bären schützt, in Frage stellen.
Ein Bär als «Asyl Suchender»
«JJ3» wurde zum gefährlichen Risikobären umkategorisiert und als «Asyl Suchender » bezeichnet. «JJ3» überspanne den Bogen. Auch bei Asyl Suchenden sei die Grenze irgendwann erreicht und es bleibe nur die Ausschaffung, sagte ein FDPGrossrat aus dem Albulatal.
Wegen der Wortwahl einzelner Grossräte zweifelte Regierungsrat Stefan Engler, ob tatsächlich er und nicht der Polizeidirektor zuständig für das Geschäft sei. Engler forderte den Rat zur Besonnenheit auf und warb um Vertrauen für sein Departement und das nationale Bärenkonzept. «Wir wecken keine schlafenden Bären, und wir schiessen keine schlafenden Bären», sagte der Bau- und Forstdirektor. Er betonte, dass der Bär zwar wenig Scheu vor Menschen habe, aber nicht aggressiv sei: «JJ3 hat nie ein aggressives Verhalten gezeigt, obschon er Gelegenheit gehabt hätte, denn es kam zu Begegnungen bis auf 20 Meter Distanz.» (SDA)
TagesAnzeiger/Zürich 6.12.07
TagesAnzeiger/Zürich 6.12.07
Ricotimi - 6. Dez, 10:33