Zwei Töne nur, ein C und ein As, beginnen heute um 15.33 Uhr zu klingen. Das mag in ei­ner akustisch überschallten Welt ein Nichts sein, ist aber insofern bedeutsam, als es wie bei einem as­tronomischen Ereignis einige Mo­nate dauern wird, bis der nächste Ton wechselt: Am 5. November wird das C wieder verstummen, und am folgenden 5. Februar kom­men dafür ein D und ein E hinzu. So ist es vorgezeichnet in einem Orgelstück, das der US-amerikani­sche Avantgardekomponist John Cage (1912–1992) vor zwanzig Jah­ren entwarf. «ASLSP» heisst das Stück, was schlicht «as slow as pos­sible » meint. Und diese Anwei­sung, möglichst langsam zu spie­len, nahm man in Hal­berstadt ernst und begann zur Mil­lenniumswende auf der Orgel der säkularisierten St.-Burchardi-Kir­che dieses Stück aufzuführen.
  Die achtseitige Partitur wurde auf eine Dauer von 639 Jahren hochgerechnet, was – Stromaus­fälle ausgenommen – keine Pro­bleme stellt, da man auf einer Orgel Töne beliebig lang aushalten kann.Und so soll das nun weitergehen bis zum 5. September 2640.