Der Video am Sonntag
Leonard Cohen ist 77 Jahre alt und blickt dem Tod gefasst ins Auge. «Old Ideas» heisst das zwölfte Album von Leonard Cohen, und tatsächlich hat der Kanadier die Ideen für die Songs über viele Jahre hinweg gesammelt und schliesslich fertig geschrieben. Acht Jahre sind vergangen, seit er mit «Dear Heather» seine letzten Lieder veröffentlicht hat. Die Keyboards und Gitarren klingen, als habe der Alte das Pflegepersonal nach Hause geschickt und sich dafür einen Strauss Vergissmeinnicht bringen lassen. Mal kringelt sich ein Banjo, mal murmelt eine Trompete, mal spielt eine Klarinette ein schmales Requiem. Aber so gefasst und würdig Cohen sie auch vorträgt: Diese Lieder bleiben letzte, geradezu hellsichtige Gebete für eine Welt, in der niemand mehr weiss, wo eigentlich Gott hockt. So steht in der Bilanz schliesslich eine lebenslange Melancholie, in «Show Me the Place»: Er bittet seine Gefährtin um einen letzten Gefallen: Sie möge ihm helfen, den Stein vor dem Grab wegzurollen, das schaffe er nicht mehr allein.
Ricotimi - 22. Jan, 11:17