Das lautlose Verschwinden des Feldhamsters
Zurzeit schlafen sie, tief und todesähnlich. Die Atmung ist herabgesetzt, der Stoffwechsel heruntergefahren, das Herz schlägt nur noch selten, der Körper ist kühl: Feldhamster. Die bunten Nagetiere überbrücken die kalte Jahreszeit in ihren Bauen, in denen sie im Spätsommer und Herbst mehrere Pfund an Nahrungsvorräten gehamstert haben. Sie brauchen sie, bevor sie in den Winterschlaf sinken, während der kurzen Wachphasen, die ihn unterbrechen, und bevor sie wieder aus ihren Bauen kommen.
Das werden sie in einigen Wochen, wenn das Frühjahr im vollen Gang ist – zumindest da, wo es sie noch gibt: Im Elsass, in den Niederlanden und Belgien kämpft man um den Erhalt der letzten Exemplare, in Deutschland sind viele Populationen ausgestorben oder akut bedroht, und selbst im östlichen Kerngebiet der Art schwinden die Bestände. Lange blieb dieses lautlose Sterben unbemerkt – die Nager galten schliesslich als Schädlinge. Als es schliesslich auffiel, war es für viele Populationen bereits zu spät: Allein in den letzten zehn Jahren, so berichten Fachleute, dürften sich sowohl das Verbreitungsgebiet als auch die Kopfzahlen des Feldhamsters in der EU etwa halbiert haben.
NZZ/Zürich
Ricotimi - 29. Jan, 09:56