Vom Feldhamster zum Stadthamster
In Wien haben sich die eigentlich sehr scheuen Feldhamster mit einem Leben im urbanen Raum arrangiert.
Der Feldhamster, zoologisch Cricetus cricetus genannt, galt lange Zeit als übler Schädling, der Bauern ihre Ernte streitig machte. Von den russischen Ebenen bis in die südlichen Niederlande bevölkerte er in grosser Zahl Grünland und Äcker. Um die Feldfrüchte zu schützen, wurden jährlich Millionen der emsigen Nager mit Fallen oder speziellen Gaspatronen getötet. In den 1980er Jahren war es dann so weit: Die Feldhamster-Populationen in weiten Teilen Europas brachen zusammen. Lediglich bei Mulhouse im Elsass hält sich noch ein kleiner Restbestand. Mittlerweile sind die Tiere auch in vielen anderen Regionen verschwunden und wurden als streng geschützte Art in die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU aufgenommen. Bei Mannheim in Baden-Württemberg, im Elsass und in der niederländischen Provinz Limburg laufen sogar Nachzucht- und Auswilderungsprogramme. Die langfristigen Erfolgsaussichten solcher Massnahmen sind aber unsicher. In Wien dagegen leben ganze Kolonien von Feldhamstern in Parks und den Grünflächen von Wohnsiedlungen. Niemand weiss genau, wie viele der bis zu 35 Zentimeter langen und 500 Gramm schweren Vierbeiner durch die 1,8-Millionen-Einwohner-Metropole wuseln oder woher sie stammen.
Ricotimi - 26. Dez, 10:26