Biolandbau kann Menschheit ernähren
Besonders in den Ländern des Südens kann der Biolandbau zur Bekämpfung des Hungers entscheidend beitragen, findet eine Uno-Organisation.
Der Biolandbau sei besser geeignet als moderne Anbaumethoden, um die Ernährung der Ärmsten der Armen in den Entwicklungsländern zu gewährleisten. Gemäss einem neuen Bericht der Uno-Landwirtschaftsorganisation FAO könnte sogar die gesamte Menschheit mit biologisch angebauten Lebensmitteln ernährt werden – und das mit weniger negativen Umwelteinflüssen als die konventionelle Landwirtschaft.
Würde in den Ländern des Südens, wo bis zu 60 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind, ausschliesslich mit modernen Anbaumethoden gearbeitet, hätte das für die soziale Stabilität gravierende Folgen. Gleiches gilt für die Umwelt. Zu diesem Schluss kommt Nadia ElHage Scialabba von der FAO. Sie präsentierte ihre Arbeit vergangene Woche am Römer FAO-Hauptsitz an einer internationalen Konferenz zum Thema Biolandbau und Nahrungssicherung.
Elf Jahre nach dem World Food Summit ist inzwischen unbestritten, dass sich das damals gesteckte Ziel, die Zahl der Hungernden bis zum Jahr 2015 zu halbieren, nicht realisieren lässt. Heute hungern gleich viele Menschen wie noch vor 17 Jahren, auch wenn sich – bedingt durch das Bevölkerungswachstum – der prozentuale Anteil der Unterernährten weltweit verringert hat. Mehr als 850 Millionen Menschen gelten heute als unterernährt.
Noch bescheidener Anteil
Allerdings nimmt sich der Biolandbau im Vergleich zu modernen, auf synthetischen Düngemitteln basierenden Anbaumethoden bescheiden aus. Weltweit werden lediglich o,7 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet, insgesamt 31 Millionen Hektar auf 633000 Bauernhöfen. 40 Prozent der Bioanbaufläche liegen im ozeanischen Raum, 23 Prozent in Europa und 19 Prozent in Lateinamerika. Doch der Markt wächst: Vergangenes Jahr wurden BioNahrungsmittel für 48 Milliarden Franken abgesetzt, 2012 sollen es 84 Milliarden sein.
Der biologische Landbau zeichne sich durch einen relativ geringen finanziellen Aufwand aus, so die FAO-Studie. Die Produktivität des Bodens erhalten die Bauern unter anderem durch eine gezielte Fruchtfolge, synthetischer Dünger kommt nicht zum Einsatz. Zudem leisten die Methoden des Biolandbaus einen bis zu 37 Prozent geringeren Beitrag zur Erderwärmung als moderne landwirtschaftliche Verfahren – ein gewichtiges Argument im Rahmen der momentanen Klimadebatte.
Weil der Biolandbau arbeitsintensiver ist, schafft er zudem Arbeitsplätze. In Gegenden allerdings, in denen Arbeitskräfte Mangelware seien, eigne sich der Biolandbau nur bedingt, so die Autorin der Studie. Dies ist in vielen von HIV/Aids heimgesuchten Regionen Afrikas der Fall.
Wie die Ernte biologisch geführter Betriebe im Vergleich zu konventionellen ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Von der angebauten Frucht beispielsweise oder von der Klimazone. Nach einem Wechsel vom konventionellen zum biologischen Anbau könne es erst zu massiven Ertragseinbussen kommen, heisst es in einem weiteren Konferenzbeitrag. Der Ertrag würde sich dann aber verbessern – wenn auch normalerweise nicht auf den ursprünglichen Stand.
Von Daniel Bächtold TagesAnzeiger/Zürich 8.5.07
Von Daniel Bächtold TagesAnzeiger/Zürich 8.5.07
Ricotimi - 8. Mai, 13:11