Bärenstarke Abfallkübel
Die Engadiner wollen den Mutzen das Plündern des Mülls vermiesen
VON PETRA WESSALOWSKI MÜSTAIR GR Die Münstertaler bereiten sich auf den Bären vor. Letzten Mittwoch diskutierten sie die Beschaffung von bärensicheren Abfallkübeln. Eile ist angebracht. Letztes Wochenende traf ein Jungbär auf dem Gampenpass südlich von Meran auf einen Mountainbiker, keine zwei BärenTagesreisen vom Münstertal entfernt. «Wir wollen bereit sein, wenn der Bär kommt», sagt Toni Theus von der Biosfera Val Müstair. Die Beschaffung der Kübel ist nicht einfach, weil sie aus den USA oder aus Skandinavien importiert werden müssen. Ein Abfallbehälter gilt dann als sicher, wenn er während 24 Stunden einer Attacke des Tiers standhält. Reno Sommerhalder, ein Kanada- Schweizer und Bärenspezialist, der letzte Woche die Münstertaler über den Umgang mit den Bären informierte, hält den Abfallkübel der Stadt Zürich für tauglich, sofern er mit einem bärensicheren Verschluss umgerüstet werden könnte. Die Nachbarn aus dem Unterengadin sind ebenfalls an einem bärensicheren Abfalleimer interessiert, wie Matthias Merz von der Pro Engiadina Bassa bestätigt. Man wolle jedoch erst die Erfahrungen im Münstertal abwarten. Bärin Jurka trickst Imker und Forstbeamte aus Die Region macht auch mit dem Schutz der Schafe, Rinder und Bienen vorwärts. Der Bündner Herdenschutzbeauftragte Carlo Mengotti schätzt, dass rund zwei Drittel der Herden Hirten haben. Die Bienenhäuschen würden erst geschützt, wenn der Bär da ist. «Wir sind parat und könnten innert eines halben Tages Elektrozäune anbringen.» Die Vorbereitungen sind nicht übertrieben. Mittlerweile leben im norditalienischen Trentino 25 Bären, davon sind 13 Jungtiere. Das eine oder andere der sechs Männchen könnte wie schon 2005 der «Bündner» Bär JJ2 und letztes Jahr Bruno seine Heimat verlassen. Brunos Mutter Jurka ist erneut mit drei Jungen unterwegs und äusserst erfinderisch, um an Honig zu gelangen. Wenn sie selbst nicht unter dem Schutzzaun eines Bienenhäuschens durchkommt, schickt sie schon mal ihre Jungen vor. Oder sie klettert auf einen Baum, dessen Äste über ein gesichertes Bienenhaus ragen, und lässt sich herunterfallen. In Italien beraten die Behörden, ob Jurka eingefangen und in ein Gehege gebracht werden soll. Selbst wenn Rom das Okay gibt, wird die Bärin wohl nicht so rasch geschnappt. Sie erkennt die Fahrzeuge der Forstbeamten – Fiat Panda – am Motorengeräusch.
Sonntagszeitung/Zürich 29.4.07
VON PETRA WESSALOWSKI MÜSTAIR GR Die Münstertaler bereiten sich auf den Bären vor. Letzten Mittwoch diskutierten sie die Beschaffung von bärensicheren Abfallkübeln. Eile ist angebracht. Letztes Wochenende traf ein Jungbär auf dem Gampenpass südlich von Meran auf einen Mountainbiker, keine zwei BärenTagesreisen vom Münstertal entfernt. «Wir wollen bereit sein, wenn der Bär kommt», sagt Toni Theus von der Biosfera Val Müstair. Die Beschaffung der Kübel ist nicht einfach, weil sie aus den USA oder aus Skandinavien importiert werden müssen. Ein Abfallbehälter gilt dann als sicher, wenn er während 24 Stunden einer Attacke des Tiers standhält. Reno Sommerhalder, ein Kanada- Schweizer und Bärenspezialist, der letzte Woche die Münstertaler über den Umgang mit den Bären informierte, hält den Abfallkübel der Stadt Zürich für tauglich, sofern er mit einem bärensicheren Verschluss umgerüstet werden könnte. Die Nachbarn aus dem Unterengadin sind ebenfalls an einem bärensicheren Abfalleimer interessiert, wie Matthias Merz von der Pro Engiadina Bassa bestätigt. Man wolle jedoch erst die Erfahrungen im Münstertal abwarten. Bärin Jurka trickst Imker und Forstbeamte aus Die Region macht auch mit dem Schutz der Schafe, Rinder und Bienen vorwärts. Der Bündner Herdenschutzbeauftragte Carlo Mengotti schätzt, dass rund zwei Drittel der Herden Hirten haben. Die Bienenhäuschen würden erst geschützt, wenn der Bär da ist. «Wir sind parat und könnten innert eines halben Tages Elektrozäune anbringen.» Die Vorbereitungen sind nicht übertrieben. Mittlerweile leben im norditalienischen Trentino 25 Bären, davon sind 13 Jungtiere. Das eine oder andere der sechs Männchen könnte wie schon 2005 der «Bündner» Bär JJ2 und letztes Jahr Bruno seine Heimat verlassen. Brunos Mutter Jurka ist erneut mit drei Jungen unterwegs und äusserst erfinderisch, um an Honig zu gelangen. Wenn sie selbst nicht unter dem Schutzzaun eines Bienenhäuschens durchkommt, schickt sie schon mal ihre Jungen vor. Oder sie klettert auf einen Baum, dessen Äste über ein gesichertes Bienenhaus ragen, und lässt sich herunterfallen. In Italien beraten die Behörden, ob Jurka eingefangen und in ein Gehege gebracht werden soll. Selbst wenn Rom das Okay gibt, wird die Bärin wohl nicht so rasch geschnappt. Sie erkennt die Fahrzeuge der Forstbeamten – Fiat Panda – am Motorengeräusch.
Sonntagszeitung/Zürich 29.4.07
Ricotimi - 29. Apr, 11:30